Eifersucht Ideologie-Kritik

Die vier Gesichter der Eifersucht – kennst du sie alle?

In diesem Beitrag geht es darum ein häufiges Missverständnis etwas aufzuklären. Es geht um Eifersucht und was Eifersucht überhaupt ist. Häufig wird nämlich einfach von Eifersucht geredet, ohne wirklich zu differenzieren um was es genau geht.

Ich erkläre dir in diesem Beitrag die vier Gesichter der Eifersucht die ich ausgemacht habe und was dir diese Einteilung bringt.

Was ist eigentlich Eifersucht?

Wenn wir von Eifersucht reden, denken wir jeder weiß was gemeint ist. Schließlich waren wir fast alle schon mal eifersüchtig. Aber waren wir alle auf die gleiche Art eifersüchtig? Warum gibt es Unterteilungen wie „zu viel Eifersucht“ oder „zu wenig“. Und was genau soll eigentlich „krankhafte Eifersucht“ sein?

Diese eher quantitativen Einteilungen deuten schon darauf hin, dass hinter diesem Wort eigentlich mehr steckt, als man auf den ersten Blick denken mag.

Denn Eifersucht ist ein „Wackel-Wort“. Das bedeutet, jeder kann alle möglichen verschiedenen Dinge hinein definieren, ohne das es überhaupt jemand bemerkt. Das liegt unter anderem daran, dass für eine monogame Beziehung eine genaue Differenzierung von Eifersucht eigentlich gar nicht notwendig ist. Es ist klar, dass es um Untreue geht. Wenn jemand untreu wird, dann bin ich eifersüchtig. Bin ich eifersüchtig, obwohl er nicht untreu ist, bin ich eine „eifersüchtige Person“ oder „krankhaft eifersüchtig“. Je nach dem wer das beurteilt.

Wenn man aber genauer hin schaut, merkt man schnell dass diese Einteilung von Eifersucht selbst für rein monogame Beziehungen nicht ausreichend ist. Was ist mit Geschwisterkindern, die auf ihre Brüder oder Schwestern eifersüchtig sind? Oder, wenn ich immer genau dann eifersüchtig bin, wenn ich wenig Sex hatte? Was ist, wenn ich eifersüchtig auf eine neue Freundin meiner besten Freundin bin?

All diese Dinge zeigen: Eifersucht ist ein Sammelwort für unterschiedliche Fälle und Gefühle.

Ich habe diese Gefühle der Einfachheit halber in Vier Kategorien unterteilt. Es gibt andere Menschen die mehr oder weniger Kategorien haben, ich fand diese vier allerdings bisher sehr sinnvoll und hilfreich.

Bei den Vier Kategorien handelt es sich um:

  1. Verlustangst
  2. Neid und Lust
  3. Ekel und Ideologie
  4. Loyalitätsbruch

Verlustangst

Das ist quasi selbsterklärend. Oder? Was genau bedeutet Verlustangst?

Vereinfacht gesagt geht es dabei um die Angst vor Veränderung, oder etwas weggenommen zu bekommen. Aber was genau denn eigentlich weggenommen bekommen? Liebe? Zeit? Aufmerksamkeit? Oder vielleicht eine Person als ganzes?

Egal welche genauere Definition wir wählen, wenn ich aus einer Eifersucht heraus die Angst habe etwas zu verlieren, steckt dahinter meist auch die Angst ersetzbar zu sein.

Und jetzt kommt der Clue an der Sache. Denn implizit mit dieser Angst ist auch die Idee verbunden, dass eine Ersetzbarkeit überhaupt möglich ist. Also sprich dass die eigene Person, die eigene Liebe oder vielleicht auch nur der Sex, den man mit dem Partner hat überhaupt ersetzbar ist. Bin ich mir sicher, dass ich nicht ersetzbar bin und darüber hinaus im klaren, dass ich mit meinem Partner eine offene Beziehung führe, wird schnell klar: Eigentlich brauche ich diese Angst gar nicht.

Sie ist ein Überbleibsel der Monogamie. Denn in monogamen Beziehungen ist Sex, Liebe und ja sogar der Partner tatsächlich „austauschbar“. Insofern, dass all diese Dinge mit jedem neuem Partner tatsächlich ausgetauscht werden. In einer offenen Beziehung macht diese Grundannahme aber überhaupt keinen Sinn mehr.

Deshalb sollten wir, wenn wir dazu in der Lage sind, die Eifersucht der Verlustangst so schnell wie möglich erkennen und loslassen.

Neid und Lust

Wenn ich einfach das will, was der andere hat, ohne dass ich das vorher auch in dieser Intensität gewollt hätte, bin ich neidisch. Und wenn das insbesondere auf andere Partner und Sex bezogen ist, dann habe ich Lust. Lust auf Sex, Lust mich zu verlieben, Lust auf enge Bindung und New-Relationship-Energy.

All diese Dinge führen dazu, dass ich zwar grundsätzlich bereit bin meinem Partner seine Erfahrungen zu gönnen. Aber eben nur, wenn ich selbst auch versorgt bin.

Was genau dabei als Gleichgewicht verstanden wird kann sehr stark subjektiv variieren und muss mit einer tatsächlichen numerischen Ausgeglichenheit nicht das geringste zu tun haben. Wenn man einmal erkannt hat, dass Neid oft ein Symptom davon ist, dass ich mir eigentlich auch etwas wünsche, kann man genau diesen Punkt oft gemeinsam angehen.

Denn Lust ist grundsätzlich nichts schlechtes. Wenn ich Lust habe, zeigt das, dass meine Kreativität gesund und mein Libido vorhanden ist. Nur die Art wie ich damit umgehe, ist bisher noch nicht gut „gebahnt“ und ich habe noch nicht gelernt mir diese Lust auch selbst zuzugestehen.

Neid und Lust sind also Emotionen, die wir uns nach erkennen am ehesten gönnen und gemeinsam angehen sollten.

Ekel und Ideologie

Einige Menschen beschreiben bei ihrer Eifersucht ein sehr heftiges Ekel Gefühl. Sie beschreiben, dass sie nachdem sie einige sexuelle Abenteuer gehört hätten ihren Partner einfach nicht mehr so sehen oder lieben konnten wie vorher. Sie berichten von immer wiederkehrenden Bildern und von einem real empfundenem Ekelgefühl, sobald sie daran denken, dass ihr Partner noch mit anderen Sex hat.

Und das hat einiges mit Ideologie zu tun. Denn wenn wir an diesem Punkt genauer hin schauen und nachfragen, merken wir, dass dahinter eigentlich so gut wie immer eine irgendwie geartete Form von

  • a) Ablehnung weiblicher Sexualität und Promiskuität
  • b) Körperfeindlichkeit an sich

steckt.

Hat man diese Dinge als Übeltäter identifiziert, ergibt auf einmal vieles einen Sinn. Auf einmal ist irgendwie klar, welche Szenen genau den Ekel auslösen werden und warum genau bestimmte Bilder nicht mehr aus dem Kopf geben.

Die Möglichkeit der weiblichen Zügellosigkeit und ungehemmten Geilheit macht einen so nervös und ist so völlig abseits der gesellschaftlichen Wahrnehmung, dass man darauf gar keinen direkten Zugriff hat. Und das betrifft keineswegs nur Menschen die dieses Problem in ihrer „Ekel-Manifestation“ haben. Vielleicht hast du selbst gemerkt, dass du beim lesen des Wortes „Geilheit“ in Verbindung mit weiblicher Lust kurz gestutzt hast.

Bei diesem Punkt ist es wichtig zu merken:

  1. Ich kann nichts dafür das ich so denke. Es ist nicht meine Schuld.
  2. Ich kann es ändern und ich sollte es auch tun. Mir zu liebe und der Frauenwelt zu liebe.

Wenn ich diesen Teil der Eifersucht identifiziert habe, sollten wir ihn aktiv und aggressiv aufdecken und angehen.

Loyalitätsbruch

Dieser Teil der Eifersucht stellt eine Sonderform dar. Denn bei diesem Teil geht es weniger darum, wer mit wem Sex hatte, oder sich in wen verliebt hatte, sondern viel mehr um Abmachungen die nicht eingehalten wurden. Im Prinzip ist diese Emotion eine die ich völlig unabhängig von Eifersucht eher erlebe und identifiziere als im Zusammenhang damit.

Denn Loyalitätsbruch ist das, was immer noch übrig bleibt, auch wenn ich es geschafft habe alle anderen Teile der Eifersucht abgelegt zu haben. Denn es bleibt immer die Tatsache, dass mich mein Partner angelogen hat, oder sich nicht an Abmachungen gehalten, auf die ich mich verlassen habe. Vielleicht wäre das ganze an sich sogar gar keine große Sache gewesen, wenn ich einfach nur ehrlich darüber geredet hätte.

Diese Emotion ist von daher schwierig, weil sie sich ausgezeichnet eignet um Spielchen zu treiben. Wenn ich mir darüber im klaren bin, dass es auch diesen Teil der Eifersucht gibt, kann ich immer behaupten es ginge genau darum. Damit kann ich jeder meiner eigenen eifersüchtigen Emotionen rechtfertigen und immer alle Schuld auf den Partner abwälzen.

Das heißt, ich muss also viel Fingerspitzengefühl und Vorsicht walten lassen, wann dieser Teil der Eifersucht tatsächlich zutrifft.

Gleichzeitig gibt sie mir aber eben auch einen Hinweis darauf, wann auch in nicht-monogamen Beziehungen Eifersucht vielleicht mal „richtig“ sein kann. Denn schließlich bin ich auch in nicht-monogamen Beziehungen darauf angewiesen, dass ich mich auf Abmachungen verlassen kann. Wenn mein Partner sich an diese immer wieder nicht hält, ist es klar dass daraus negative Emotionen bei mir entstehen.

Wenn wir diesen Teil der Eifersucht bei uns erkannt haben, wollen wir also ein genaueres Gespräch mit unserem Partner über unsere Erwartungen, Abmachungen und Wertvorstellungen führen.

Schlusswort

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem kurzen Einblick in die verschiedenen Unterarten der Eifersucht weiterhelfen. Für viele Menschen mit denen ich geredet habe, war es allein schon ein „Augenöffner“ als sie überhaupt gemerkt haben dass Eifersucht ein eher komplexes Gefühl ist und nicht immer das gleiche.

Wenn dich diese Punkte hier interessiert haben und du gerne mehr dazu wissen möchtest, empfehle ich dir dich bei meinem Newsletter anzumelden und dort mein kostenloses eBook herunter zu laden. Dort habe ich diese vier Punkte nochmal genauer aufgeführt und auch genauer erklärt, was man konkret tun kann und was die jeweilige Problematik im Detail ist.

Viele Grüße,

Leo

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3 Kommentare

  • Antworten
    Ingo Meyer
    27. September 2016 at 18:56

    Lieber Leo,
    tolle Gedanken, lebendig dargestellt, immer wieder überraschende Einsichten. Wunderbar, danke!
    Aber: diese vielen furchtbaren Getrenntschreibungen (Fingerspitzen Gefühl), die fehlenden Kommas. Oh je, das haut mich jedesmal aus dem Lesen. Schreib einfach mehr zusammen, was du als Einheit denkst. Das wäre schön.
    Viele Grüße –
    Ingo

    • Antworten
      Leo
      28. September 2016 at 14:01

      Hallo Ingo,
      vielen Dank :)
      Ja an den Komma- und Rechtschreibfehlern arbeite ich. Es tut mir Leid, dass das immer noch den Lesefluss stört. Manchmal wenn ich weniger Zeit habe korrigiere ich eher oberflächlich, dann passieren solche Dinge. Ich werde versuche dem wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen ;)

      Gruß,
      Leo

  • Antworten
    Poly? Was nun… – Polyamorie
    7. März 2018 at 18:01

    […] ich zuzuordnen, welche und zu welchem Anteil meine aktuelle Eifersucht im Moment folgende „vier Gesichter“ zeigt (Das allein holt dieses Mischgefühl auf eine handhabbare […]

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