Zeitmanagment

Wie du dem Zeitmangel die Zähne ziehen kannst

Dieser Beitrag ist eher etwas für alle, die schon mitten in einer offenen Beziehung stecken, oder gerade damit angefangen haben.

Immer wieder, wenn ich diese Menschen frage was das größtes Problem in offenen Beziehungen ist höre ich: Zeitmangel.

Es gibt einfach zu viele schöne Dinge und Menschen auf der Welt, um sie alle gleichzeitig zu lieben. Irgendwann erreicht man eine logistische Grenze und merkt dabei vielleicht sogar, dass man vergessen hat sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Oder, dass man einfach total überfordert ist. Und genau mit diesem Punkt möchte ich dir in diesem Beitrag weiter helfen.

Das Problem mit der Zeit

Sobald die anfänglichen Probleme der Eifersucht und weitere Partner zu finden überwunden sind, kommt man irgendwann zu diesem Punkt. Man weiß einfach nicht, wie man all seine Verpflichtungen gleichzeitig erfüllen soll. Für viele Menschen kann es schon eine nicht zu unterschätzende Herausforderung sein, wenn man gleichzeitig Job, Familie, einen Partner und dann vielleicht noch ein Hobby in seine Woche unterbringen muss.

Wenn dann allerdings statt einem Partner auf einmal zwei Partner oder sogar ein ganzes Netzwerk an Partnern existiert, kommt man schnell an den Punkt an dem auf einmal fast jeder Abend schon Wochen im voraus verplant ist. Wenn man dann noch Dinge unterbringen möchte wie politische Aktivität oder persönliche Entwicklung, erscheint die Sache manchmal gar völlig hoffnungslos.

Und genau das ist vielleicht auch die Frage, die du dir gerade stellst? Wie soll ich dir bei deinem Zeitproblem helfen können, wenn es doch einfach ein rein logistisches Problem ist? Wenn ich dir nicht gerade eine Anleitung zum bauen einer Zeitmaschine aus haushaltsüblichen Gegenständen bieten kann, wie soll ich dir dann helfen können?

Doch ich möchte dich bitten mir zu vertrauen und den Beitrag trotzdem zu lesen. Ich habe nämlich einige Tipps für dich, die dir auch bei deinem rein logistischem Problem helfen können.

Ist Zeitmangel wirklich ein rein logistisches Problem?

Die Antwort lautet: Ja und Nein.

Einerseits ist Zeitmangel an sich wirklich etwas, dass du einfach nicht wegdiskutieren kannst. Wenn du zu viele Verpflichtungen hast, hast du zu viele und du kannst es nicht ändern.

Oft verbirgt sich aber hinter dem rein logistischem Aspekt wie ich meine Lebenszeit schönst möglichst und damit manchmal auch möglichst effizient gestalten kann doch eine ideologische Komponente.

Erst mal möchte ich ganz kurz erläutern, was ich mit effizient meine. Vielleicht hast du bei Verwendung dieses Wortes kurz eine Gänsehaut bekommen? Das ist ganz richtig so! Denn viel zu oft wird effizient völlig falsch benutzt. Es wird als Synonym für „technokratisch, messbar, langweilig“ verwendet. Aber das eigene Leben nach diesen Kriterien zu bewerten ist absolut nicht effizient. Vielmehr sollte eine effiziente Gestaltung deiner Lebenszeit eben auch Dinge mit einplanen, wie ob du es als Verlust an Lebensqualität betrachtest deine Zeit gut zu „planen“. Oder ob wirklich gut ist an jedem Termin das Maximum raus zu holen. Und ob es dir wirklich den maximalen Nutzen bringt, wenn du immer versuchst den maximalen Nutzen raus zu holen.

All diese Dinge gehören zu einer wirklich effizienten und vernünftigen Betrachtung deines Lebens dazu. Und deshalb müssen sie auch Bestandteil deines Plans sein.

Daher möchte ich dir als erstes nahelegen: Belege das Wort „effizient“ neu. Werte es als etwas, dass tatsächlich unter allen Gesichtspunkten Sinn macht. Auch den emotionalen!

Mit dieser Definition von effizient möchte ich gerne mit dir arbeiten. Und dir zeigen wie – unter dieser Bedeutung – dein Zeitplan effizienter werden kann.

Ideologie des Zeitmangel

„Kein Mensch ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat, überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist.“ ( -Robert Lembke)

Wenn wir davon reden, dass wir zu wenig Zeit haben ist erst mal wichtig zu überlegen, woran wir das überhaupt fest machen. Ein subjektiver Zeitmangel besteht dann, wenn ich gerne mehr erledigen würde, als ich tatsächlich schaffe. Oder nicht mal unbedingt erledigen, sondern auch genießen, Zeit haben, faulenzen, lachen. Es gibt einige Dinge die tatsächlich einfach viel Zeit kosten. Ein Arztbesuch zum Beispiel, meine Arbeit, oder schlafen. All diese Dinge sind aber normalerweise nicht das, was uns als erstes in den Sinn kommt, wenn wir davon reden, dass wir zu wenig Zeit haben.

Was wir insbesondere in offenen Beziehungen meistens meinen, ist das wir zu wenig zeit für qualitativ hochwertige Zeit haben. Und zwar egal mit oder ohne wen. Vielleicht habe ich für einen Partner gerade ausreichend Zeit und für den anderen nicht. Oder vielleicht für mehrere Partner, aber nicht mehr so, dass ich mich selbst noch wohl fühle.

Und genau hier spielt der Kopf eine wichtige Rolle. Während ich dir bei objektivem Zeitmangel zwar ein Paar Tipps geben kann, geht es mir in diesem Beitrag im wesentlichen um den subjektiven Zeitmangel.

Die Tipps, die ich dir zu objektivem Zeitmangel geben kann sind hilfreich und wichtig, aber in der Regel nicht das erste Problem. Das geht so weit, dass es vermutlich gar keinen Sinn macht dir die objektiven Tipps zuerst zu geben. Du wirst sie, so lange du unter den Symptomen des subjektivem Zeitmangel leidest nicht anwenden! Dann hättest du zwar ein tolles Gefühl, weil du weißt wie deine Probleme theoretisch lösbar sind, aber geholfen oder deine Lebensqualität gesteigert hätte ich dir damit vermutlich nicht.

Was genau macht also den subjektiven Zeitmangel aus? Und warum ist er so wichtig, dass er es sogar verhindert, dass du tatsächlich rein physisch mehr Zeit hast?

Quality time: Die goldene Regel

Wenn ich subjektiven Zeitmangel habe, leide ich oft darunter das Gefühl zu haben, dass alles was ich tue terminiert ist. Ich habe das Gefühl, ich kann mir für ein Gespräch nicht länger als eine halbe Stunde Zeit nehmen. Wenn ich mit meinem Partner jetzt heute Abend keinen Sex habe, werde ich die nächste Woche keine Gelegenheit mehr dazu haben. Und um neue Leute kennen zu lernen habe ich schon überhaupt gar keine Lust mehr, weil ich sowieso weiß, dass jeder meiner Abende die nächsten Wochen verplant sein wird.

Dieses Gefühl an sich ist eines, dass die Ursache meines Problems sein kann. Wenn ich das ständige Gefühl von kontinuierlicher Freizeit-Taktung habe, kann ich mich selbst in dieser Freizeit nie richtig entspannen. Ich bin immer gedanklich beim nächsten Termin, denke immer daran was ich noch an Verpflichtungen habe. Das ist genau die Art von „Effizienz“, die überhaupt keinen Sinn macht. Es ist nämlich überhaupt nicht effizient, wenn ich andauernd das Gefühl habe mir keine Zeit nehmen zu können und daher nichts richtig genießen kann.

Ich möchte dir einen anderen Gedankengang nahe legen. Was ist, wenn dein Problem zu 90% tatsächlich darin besteht, wie du deine Zeit wahrnimmst? Was wenn 30 Minuten für ein klärendes Gespräch gar nicht so wenig sind wie du denkst?

Stell dir vor, du hättest statt einer halben Stunde die volle Zeit, die du für dieses Gespräch als notwendig erachtest. Du bist nicht gestresst. Egal was kommt du hast genug Zeit. Das führt sofort zu einem völlig anderem Gesprächsklima. Dein Gesprächspartner hat nicht das Gefühl du sitzt auf glühenden Kohlen und kann sich dir schneller öffnen. Du hast den Kopf frei und denkst nicht an den nächsten Termin und kannst dich deswegen voll auf das Gespräch konzentrieren. Alles in allem ist es im Endeffekt ziemlich unwahrscheinlich, dass du für das Gespräch viel länger als 30, vielleicht 40 Minuten brauchen wirst.

Und genau das ist mein Tipp. Versuche dir eine wirklich wichtige goldene Regel zu merken:

Wenn du keine Zeit hast, denke als hättest du sie. Wenn du Zeit hast, denke als hättest du sie nicht.

Beachtest du diese Regel, wird sich viel von deinem subjektivem Zeitmangel Gefühl in Luft auflösen. Denn viele Dinge lassen sich sehr schnell klären, wenn man sie nur mit Ruhe und Geduld angeht. Und viele Dinge werden erst gar nicht zu Problemen, wenn du sie frühzeitig angegangen bist, statt sie auf die lange Bank zu schieben.

Probiere es einfach mal aus, es ist eine wirklich einfach zu merkende Daumenregel. Und sie wirkt Wunder.

Auf dein Glück vertrauen

Ein weiterer wichtiger Punkt für deinen subjektiven Zeitmangel ist oft, dass man denkt man müsse alles unter Kontrolle haben. Gerade wenn man multiple Beziehungen pflegt, ist das aber schlicht und ergreifend nicht möglich. Aber auch nicht notwendig. Denn viele Sachen regeln sich ganz von allein.

Du denkst, du hast deine Woche überplant und kannst niemals alles schaffen was du dir vor genommen hast? Keine Sorge, einige deiner Dates werden absagen.

Du hast den dringenden Bedarf mal wieder Zeit für dich allein zu haben? Überraschend passt das deinem Partner ziemlich gut in den Plan und er ist dir überhaupt nicht böse.

Deine Wochenenden sind auf fast zwei Monate verplant und du hättest gerne mal wieder ein unverbindliches Date? Einige deiner Termine werden überraschend ausfallen.

Ich habe mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft mir solche Sachen passiert sind. Und das schöne ist: Das einzige was an meinen Befürchtungen jemals wirklich real störend war, waren meine Befürchtungen. Alles andere hat sich auf die ein oder andere Art irgendwie geregelt. Die Probleme entstanden eigentlich fast immer im wesentlichen dadurch, dass ich mir so viel Stress gemacht hatte und mir keinen Plan mehr erdenken konnte, in dem alles funktioniert.

Aber glücklicherweise ist das Leben im wesentlichen von völlig unkontrollierbaren Zufällen bestimmt. Und das bedeutet, dein Plan kann tatsächlich völlig überfüllt sein. Aber allein aufgrund von statistischer Wahrscheinlichkeit werden einige dieser Dinge nicht klappen. Du wirst am Ende mehr Zeit übrig haben als du dachtest.

Und zwar nicht nur bei dir nicht klappen, sondern auch bei anderen Menschen. Die haben nämlich das gleiche Problem. Merk dir einfach: Es wird schon alles irgendwie werden. Falls nicht kannst du dich immer noch entschuldigen, oder ein Gespräch führen, in dem du eine Lösung findest. Aber viel öfter ist es so, dass du dir ganz umsonst Sorgen gemacht hast.

Kommuniziere klarer

Ein weiterer wichtiger Punkt bei subjektivem Zeitmangel ist das Problem, dass einfach nicht genügend kommuniziert wird. Oft denkt man, bestimmte Dinge müssen nach einem bestimmten Schema ablaufen. Im letzten Absatz habe ich dir schon erklärt wie oft Dinge nicht nach Plan laufen. Aber oft ist unser Plan an sich schon auf völlig falschen Annahmen gebaut.

Gewöhne dir stattdessen also an, deine Bedürfnisse und Pläne so klar wie möglich zu kommunizieren.

Ich meine damit, dass ich möchte, dass du Sätze verwendest wie: „Ich würde dich gerne sehen, aber ich muss morgen früh wirklich sehr früh aufstehen und würde daher gerne früh schlafen gehen. Ansonsten bin ich morgen auf Arbeit total müde, oder habe dann abends keine Energie mehr was mit meinem anderen Partner zu machen und das habe ich versprochen.“ Oder auch: „Ja ich würde dich auch gerne sehen, aber die xy Kilometer nach Beispielstadt kann ich nicht fahren, das ist mir zu viel Aufwand.“

Am Anfang wird es sich komisch anfühlen so ehrlich darüber zu kommunizieren was du möchtest und nicht möchtest. Aber du wirst schnell feststellen, dass die Menschen um dich herum dich dafür gar nicht verurteilen. Im Gegenteil, sie werden dir sogar dankbar sein. Denn alles in allem geht es meistens eigentlich eher darum, dass deine Pläne nachvollziehbar sind und nicht darum dass du alle Erwartungen erfüllst. Oft sind diese Erwartungen nicht mal existent sondern es gibt sie nur in deinem Kopf. Es ist mir anders herum auch schon oft passiert, dass Menschen mir ihre Gedanken mitgeteilt haben und ich dann einen Alternativ-Plan für sie hatte, an den sie einfach noch nicht gedacht hatten.

Trainiere deine Pläne und die Hintergründe deiner Pläne klar und offen zu kommunizieren. Du wirst dadurch:

  • lernen besser zu planen
  • insgesamt glaubwürdiger und zuverlässiger
  • setzt die Ressourcen und Ideen anderer für dich frei
  • angenehmer im Umgang

Hör auf „vielleicht“ zu verwenden

Einen letzten Tipp habe ich noch für dich. Vermutlich kennst du das, dass bei sehr vielen Menschen ein vielleicht eigentlich ein „Nein“ bedeutet? Woran liegt das? Daran, dass es in der Regel unangenehm ist „Nein.“ zu sagen.

Wenn ich selbst jemandem sage, dass ich „vielleicht“ Zeit habe, meine ich damit stattdessen: „Ich werde mir wirklich Mühe geben, aber es gibt gerade Umstände die ich wirklich nicht vorhersehen kann.“

Für den Anfang reicht es aber, wenn du „vielleicht“ einfach aus deinem Wortschatz streichst. Sage klar ab oder zu. Wenn dir etwas eigentlich zu viel ist, spekuliere nicht darauf, dass es schon noch gehen wird. Sage ab. Wenn du deine Meinung änderst, kannst du immer noch im Nachhinein zu sagen.

Höre auf dir alle Möglichkeiten offen halten zu wollen. Du wirst dadurch gleich mehrere Dinge trainieren.

Erstens lernst du öfter Nein zu sagen. Denn wenn vielleicht keine Option ist, merkst du viel besser wo du eigentlich nicht Ja sagen möchtest.

Du lernst aber auch richtig Ja zu sagen und Prioritäten zu setzen. Wenn du dich zwischen Ja und Nein entscheiden musst, musst du dich auch damit auseinandersetzen, was du eigentlich willst. Vielleicht ist die Party doch nicht so wichtig, dass du deshalb deinen Partner dort mit hin schleifen willst, statt einen Abend zu zweit zu verbringen? Oder du merkst, dass es für dich doch wichtiger ist als du dachtest mit einer geliebten Person Zeit zu verbringen?

Außerdem hörst du damit auf unzuverlässig zu werden. Wenn die Leute von dir klare Antworten kriegen, sortiert sich auch dein Umfeld mehr oder weniger von alleine, ohne dass du ständig bedrängt wirst in diese oder jene Richtung zu gehen. Deine Worte entsprechen von jetzt an deinen Handlungen.

Statt vielleicht zu sagen kannst du zum Beispiel diesen Tipp mit dem im vorherigem Absatz kombinieren. Wenn du schon vielleicht sagst, erkläre deinem Gegenüber warum deine Entscheidung auf der Kippe steht und was es bräuchte, damit sie in die eine oder andere Richtung kippt. Wenn es nichts gibt was deine Meinung ändert, ist es auch kein vielleicht. So gibst du deinem Umfeld Einsicht und das Gefühl Einfluss auf die Situation zu haben und damit ein Stück Kontrolle.

Was ist mit objektivem Zeitmangel?

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Artikel ein wenig weiter helfen einige grundlegende Fallstricke zu verhindern. Aber was ist, wenn du das alles schon weißt und trotzdem die Zeit nicht reicht?

Wenn du wirklich schon reflektiert hast und zu dem Schluss gekommen bist, dass dein Zeitmangel einfach nicht mehr hauptsächlich in deinem Kopf existiert und du an dieser Schraube auch nichts mehr drehen kannst, dann solltest du dir darüber Gedanken machen. Auch hier gibt es noch einige Möglichkeiten und Tipps besser klar zu kommen. Aber das soll Gegenstand eines anderen Artikel werden. ;)

Viele Grüße,

Leo

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