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Wie kann ich offen liebende Menschen erkennen?

Nachdem es in einem kürzlichem Artikel darum ging, wo man Gleichgesinnte finden kann, soll es in diesem Artikel darum gehen, wie man sie finden kann. Viele Menschen haben die Sorge oder die Erfahrung, dass es manchmal gar nicht so einfach sein kann, Menschen zu finden die die eigenen Überzeugungen teilen. Wenn dann als Faktor noch eine eher unübliche Beziehungsform hinzu kommt – ganz egal welche spezielle Form das sein sollte – kann man zuweilen schon das Gefühl haben es gäbe überhaupt kaum Menschen die noch zu einem passen.

Es gibt jedoch einige Dinge mit denen man seine Chancen Gleichgesinnte zu treffen deutlich erhöhen kann und damit auch größere Chancen hat einen Partner zu finden der zu einem passt. Über diese Möglichkeiten möchte ich dich in diesem Artikel informieren.

Obwohl es sich bei der Frage wie man andere Menschen in offenen Beziehungen finden kann um eine praktische handelt, ist die Herangehensweise eine die eher im Kopf stattfindet. Wenn es nur darum ginge einfach jemanden zu finden, müsste ich hier nicht viel mehr machen als Orte aufzählen. Aber allein die Ortsangaben reichen nicht aus, sonst hätte kaum jemand dieses Problem.

Wo sind eigentlich die ganzen Seelen Verwandten?

Man könnte also als erste Hypothese die Idee formulieren, dass es tatsächlich sehr wenige Menschen gibt die zu einem passen. Also, dass es gar nicht an meiner Art zu suchen liegt, sondern einfach daran das meine Chancen von vornherein gering sind. Ich möchte dich an dieser Stelle beruhigen. Obwohl es sehr schwierig sein kann Partner zu finden, ist es nicht in dem sinne „schwer“.

Als Beweis dafür habe ich sowohl meine eigene persönliche Erfahrung, als auch die von zahlreichen anderen Menschen in meinem Umfeld. Viele von ihnen hatten früher Probleme Menschen zu finden, die zu ihnen passen. Je mehr sie allerdings ihre generelle Art zu suchen und auch ihr Verhalten geändert haben, desto leichter wurde es. Mittlerweile gibt es in meinem direktem Umkreis nur noch wenige Menschen die nicht gut versorgt sind.

Das heißt nicht, dass du an deinem Unglück selbst schuld wärst. Es heißt einfach nur, dass deine Such-Mechanik vermutlich optimierbar ist. Und dir bisher niemand gesagt hat, wie du sie optimieren kannst. Und woher solltest du es denn auch einfach so wissen, wenn es dir eben nicht zufällig in die Wiege gelegt wurde? Es ist ja nicht so, dass man vom Elternhaus oder der Gesellschaft beigebracht kriegen würde, wie man einen Partner findet, der zu einem passt. (Warum eigentlich nicht?) Und dann noch dazu offene Beziehungen leben will.

Erkennen von passenden Menschen

Beim erkennen von anderen Menschen die an offenen Beziehungen interessiert sind, oder dafür zu begeistern ist vor allem eines wichtig. Und zwar amüsanter Weise, genau diesen Faktor zu vergessen.

Viele Menschen mit denen ich geredet habe, haben sich sehr darauf versteift jemanden zu finden, der genau diese Bedingung erfüllt. Und dann enttäuscht fest gestellt, dass es so viele Menschen vielleicht noch gar nicht gibt. (Anzahl stetig steigend, keine Sorge. ;) ) Und noch dazu, dass nur weil jemand sagt, er lebt offene Beziehungen, das leider nicht unbedingt bedeutet, dass man Interesse an ihm hat. Oder er sonst gut zu einem passt.

Ich empfehle dir für die Suche also, dem Faktor „Sagt selbst, dass er oder sie an offenen Beziehungen interessiert ist“ hinten an zu stellen. Das heißt keineswegs, dass du anfangen musst Kompromisse zu machen in die Richtung dass du doch eine monogame Beziehung zu führen bereit bist. Viele Menschen verwechseln das eine mit dem anderen. Sie denken irgendwann sie finden eh keinen, der eine offene Beziehung haben will. Darauf hin erweitern sie ihren Rahmen auf „monogam geht zur Not auch“. Sie finden dann einen Partner und sehen sich darin bestätigt, dass es einfach kaum offen liebende Menschen gibt.

Aber was eigentlich stattgefunden hat ist eine Ausweitung des eigenen Blickwinkel. Du kannst es dir quasi so vor stellen, als hättest du die ganze Zeit Scheuklappen auf gehabt und diese auf einmal abgenommen. Natürlich siehst du auf einmal viel mehr.

Konkret auf die Praxis übertragen bedeutet den Blickwinkel erweitern vor allem zwei Dinge.

Hör auf dich darauf zu verlassen, was Menschen über sich selbst aussagen.

Dieser Tipp klingt auf den ersten Blick ziemlich gemein. Allerdings nur wenn du ihn zu wörtlich nimmst. Was ich damit meine ist nämlich NICHT, dass du einfach die Wünsche von anderen Menschen ignorieren sollst. Was ich damit sage ist, nimm die Aussagen von den Menschen um dich rum nicht so ernst. Du selbst bist vermutlich jemand, der ziemlich viel reflektiert. Und sich schon oft überlegt hat was er will. Zumindest im Bereich Beziehung.

Das ich das über dich sagen kann ist keine großartige Magie, es ist einfach ein Coldread, mit einer nahezu 100%tigen Trefferquote. Weil ich weiß, dass du dich für offene Beziehungen interessierst (sonst hättest du nicht bis hier gelesen) und dich dafür interessierst, wie man Partner dafür finden kann. Das bedeutet, du hast dich mit diesem Thema zwangsläufig viel mehr auseinander gesetzt, als der Durchschnitt.

Und genau das möchte ich dir ins Gedächtnis rufen. Der durchschnittliche monogame Mensch beschäftigt sich so gut wie gar nicht damit welche Beziehungsform er leben möchte. Also sind Aussagen wie „eine offene Beziehung kann ich mir nicht vorstellen“ nicht immer auch so hart wie sie klingen. Das ist oft im ersten Moment erst mal eine Schutzbehauptung. Klar viele bleiben auch dabei. Aber einige haben einfach nur völlig falsche oder sogar absurde Vorstellungen davon was eine offene Beziehung sein kann und sperren sich gegen diese Horrorvorstellung. Und haben auch nie darüber nachgedacht, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt.

Und genau deshalb solltest du aufhören Menschen nach „will eine offene Beziehung“ und „will keine offene Beziehung“ zu sortieren. Das ist ein ineffizienter Filter. Er filtert fast alle Menschen die zu begeistern wären weg, und lässt kaum jemanden übrig. Außer eben bereits „fertige“ von offenen Beziehungen begeisterten Menschen. Und die haben oft schon einen oder mehrere Partner oder passen einfach nicht zu dir.

Frage also lieber: Was genau davon willst du nicht? Willst du nicht teilen? Willst du nicht dass dein Partner Sex mit anderen hat? Hast du dich mit dem Thema beschäftigt? Normalerweise solltest du schnell merken ob der andere eine informierte Entscheidung getroffen hat (und dann lässt du ihn/sie natürlich in Ruhe) oder ob er einfach nur reflexhaft in Abwehrhaltung gegangen ist.

Falls dir dieser Gedanke wirklich erhebliches Unwohlsein bereitet frage dich vielleicht folgendes: Wie oft nimmst du dich selbst denn nicht ernst? Ist alles was du sagst auf die Goldwaage zu legen? Bist du dankbar, für Menschen die absolut alles was du so von dir gibst ernst nehmen?

Kommunikationsfehler aufgrund von ungenügenden Informationen passieren fast täglich. Du wirst vermutlich schnell merken, dass du bei dir selbst und anderen Menschen mit zwei unterschiedlichen Maßstäben misst. Und vielleicht hilft dir das, die Sinnhaftigkeit davon zu hinterfragen.

Mehr auf Person achten als auf Beziehungsformwunsch

Ein weiterer Filterfehler den man machen kann, ist viel zu sehr auf den konkreten Beziehungsform Wunsch achten. Wie du mittlerweile vielleicht schon weißt gibt es ziemlich viele unterschiedliche Formen eine offene Beziehung zu leben. Und vielleicht führt das dazu, dass du denkst du müsstest wie bei einem Puzzle den Menschen finden, der perfekt zu dir passt.

Aber das ist eine Denkart, die du vermutlich noch aus der Monogamie übernommen hast. Ich habe in letzter Zeit immer häufiger fest gestellt: Je klarer und genauer ich mich mit Leuten unterhalte, desto kleiner wurden die Unterschiede. Früher dachte ich selbst zum Beispiel Beziehungsanarchie wäre einfach nichts für mich. Zu wenig Verlässlichkeit, zu wenig Planbarkeit. Mittlerweile habe ich mit einigen Menschen die dieses Label für sich gewählt haben geredet und festgestellt: Die Unterschiede sind in der Praxis am Ende oft minimal. Das was ich lebe ist am ehesten eine ziemlich beziehungsanarchistische Polyamorie. Das was meine Gesprächspartner leben war dann eher eine polyamore Beziehungsanarchie.

Doch auf eine Sache kam es eben doch an: Ob ich die Leute gut leiden konnte. Ganz einfach und völlig simpel. Ob ich sie in den ersten paar Sekunden in denen ich sie gesehen haben sympathisch fand. Oder, ob ich ihren Schreibstil mochte. Auch ob ich sie einfach nett fand war wichtig. Diese Dinge, die man oft leichtfertig zur Seite schiebt waren am Ende oft das entschiedene. Alles andere konnte man irgendwie so ausdiskutieren oder Kompromiss Formulierungen finden, dass nichts an relevanten Differenzen übrig blieb.

Aber das ging eben dann, wenn ich jemanden grundsätzlich sympathisch fand. Fand ich ihn unsympathisch war ich oft (unbewusst) viel weniger bereit die bestmögliche Variante dessen was er gesagt hatte anzunehmen. Das sorgt früher oder später für Sand im Getriebe.

Achte also lieber darauf, ob du die Leute leiden kannst, als darauf, ob sie in allen Detailfragen mit dir einer Meinung sind.

Wonach halte ich denn dann Ausschau?

Vielleicht fragst du dich: Wenn ich auf all diese Dinge nicht achten soll, worauf denn dann?

Die Antwort darauf ist schwierig, weil es natürlich darauf ankommt was du suchst.

Im allgemeinen gibt es aber ein Paar Punkte die Menschen die für offene Beziehungen zu begeistern sind oft von denen die es nicht sind unterscheiden. Ob du diese Punkte als Filter nutzt hängt natürlich wieder davon ab wie du selbst gestrickt bist.

  • Offenheit und Bereitschaft sich mit auf neue Ideen einzulassen. Im englischen heißt es passend: „Acceptance to weirdness.“
  • Allgemein Neugier und Interesse für viele Dinge, manchmal bis zur Nerdigkeit
  • Häufigere ehrliche und direkte Fragen, wenig Sensationsgier und allgemein höhere Intelligenz
  • Positive Einstellung zu Sexualität und Sex, unabhängig davon wie viel oder häufig selbst Sex gewünscht wird

Gerade der letzte Punkt wird mit einem kleinem Zusatz quasi zu dem Killer-Filter den du dir überhaupt nur wünschen kannst. Und zwar der Zusatz:

Positive Grundeinstellung zu weiblicher Sexualität.

Das kommt dir im ersten Moment vielleicht schräg vor, aber es filtert unglaublich gut Menschen für die offene Beziehungen gut funktionieren kann von denen, für die es nicht gut funktioniert.

Und zwar sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Eine positive Einstellung zu weiblicher Sexualität und Promiskuität hat zahlreiche Nebeneffekte, die alle auch der Idee eine offene Beziehung zu führen zu gute kommen. Nicht umsonst unterdrückte die Kirche als sie verstärkt versuchte Monogamie durchzusetzen im wesentlichen die weibliche Sexualität. Und nicht umsonst ist in matriarchal organisierten Kulturen Sex viel präsenter, häufiger und unkomplizierter als bei uns.

Probiere es einfach mal aus. Du wirst überrascht sein, wie zuverlässig dieser Filter ist.

Uns sonst?

Abgesehen von der Suchmechanismen gibt es auch noch ein paar weitere Tricks um andersrum dafür zu sorgen, dass einen potenzielle Partner selbst besser erkennen. Und auch dafür, wie man seine generelle Einstellung so ändern kann, dass man mehr von diesen Menschen anzieht und sich ein Netzwerk aufbaut. Das soll aber Gegenstand eines anderen Artikels werden.

Ich hoffe ich konnte dir mit diesen Tipps schon weiter helfen und freue mich auf deine Kommentare, Kritik oder Anmerkungen!

Viele Grüße,

Leo

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