Beziehung öffnen

Beziehung öffnen? Der Angst Warteschleife entkommen

Viele Geschichten von offenen Beziehungen beginnen damit, dass einer von zwei Partnern in einer monogamen Beziehung diese fixe Idee hat. Der andere von den beiden ist davon aber erst mal wenig begeistert. Das ist oft der Beginn einer Leidensgeschichte, die sich in Extrem-Fällen über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte ziehen kann. Denn sehr oft es geht um Ängste auf der Seite des „monogamen Partners“, die dem anderem gar nicht bewusst sind.

In diesem Beitrag analysiere ich zuerst das Problem. Dann gehe ich auf zwei Knackpunkte genauer ein und erläutere, was sie zum Problem macht. Und zum Schluss biete ich dir natürlich noch einige Lösungswege an, wie du das ganze angehen kannst.

1. Analyse

Niemand kann gezwungen werden und du solltest es auch nicht versuchen

Zu aller erst mal habe ich eine „schlechte Nachricht“ für dich. Du kannst deinen Partner nicht zwingen eine offene Beziehung zu führen. Und du solltest es auch gar nicht versuchen. Das ich schlechte Nachricht in Anführungszeichen gesetzt habe, liegt daran, dass das eigentlich ganz gut so ist. Denn wir können eigentlich ziemlich froh sein, dass wir eine gleichberechtigte Partnerschaft führen und daher in der Regeln wenig Möglichkeiten haben unseren Partner zu etwas zu zwingen.

Ich kenne sehr viele Geschichten von Paaren, in denen einer mehr oder weniger in das offene Modell „geschleift“ wurde. Oft gegen einigen Widerwille. Oft war das Ergebnis am Ende aber, das der „geschleifte“ zwar einigermaßen überzeugt von der Sache war, das ganze aber auf eine Art ausgelegt hatte, die dem initiierenden Teil nun wieder so gar nicht in den Kram passte.

Auch die gegenteilige Variante gibt es. Der Partner lies sich nicht schleifen und war einfach so lange phlegmatisch, bis auf der anderen Seite die Ungeduld zu groß wurde, um noch weiter Rücksicht zu nehmen. Dann wurden von dem initiierenden Teil einfach ohne Rücksicht auf Verluste weitere Partner gesucht. Worauf hin sich dann nach und nach ein so großes Ungleichgewicht entwickelte, dass dies für beide nicht mehr tolerierbar war.

Auch abseits von diesen „typischen“ Abläufen gibt es ähnliche Muster und Formen, die aber immer eines gemeinsam haben.

Es wurde sehr wenig Rücksicht auf Ängste und Bedenken genommen. Vor allem wurde darüber nicht klar kommuniziert. Daher wurde dann auch später, als die Beziehung quasi offen war auf die Ängste des Partners, der die Idee ursprünglich hatte nicht geachtet. Ein schädliches Muster hatte sich etabliert.

Lösungsorientiert statt Machtorientiert

Dennoch hast du ja immer noch die Möglichkeit deinem Partner sprichwörtlich die Pistole auf die Brust zu setzen. Ihn quasi vor die Wahl zu stellen oder sonst wie mit Liebesentzug zu drohen, falls er deine Wünsche nicht erfüllt. Es wäre hier vermutlich ein weiterer ganzer Artikel Diskussion notwendig um zu erläutern, inwiefern das noch Zwang ist oder nicht. Was mir aber wichtig ist, ist eher folgendes: Du selbst hättest davon gar nichts.

Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass du tatsächlich einfach nicht mehr kannst. Es ist wichtig in so einem Fall zwischen einem „Ultimatum“ und einem „nicht verhandelbarem Bedürfnis“ zu unterscheiden. Ein Ultimatum ist eine klare Ansage, mit der du deinen Willen durchsetzen willst. Du kannst es dir vorstellen wie einen Chip bei einem Pokerspiel, den du einsetzt. Auf diese Art mit deinem Partner umzugehen ist weder sonderlich respektvoll, noch ist es effektiv.

Auf der anderen Seite kann es aber sein, dass du ein Bedürfnis hast, das du nicht mehr aufschieben möchtest und kannst. In diesem Fall spielst du nicht und du hast auch keinen klar definierten Willen. Du sagst deinem Partner einfach was für dich wichtig ist und dass du das gerade nicht ändern kannst. Was ein sehr wichtiger Unterschied zum Ultimatum ist: Vielleicht findet ihr zusammen einen dritten Weg.

Es geht hier schließlich nicht ums gewinnen, sondern darum, dass du etwas brauchst. Diese Form sieht nach außen oft sehr ähnlich aus. Leider bekommt man hier auch schnell genau diesen Vorwurf ein Ultimatum gestellt zu haben. Es ist aber etwas ganz anderes, denn diese Art ist respektvoll gegenüber dir selbst. Und sie ist Lösungsorientiert, statt Macht orientiert.

Zu schnell, zu langsam? Geh den dritten Weg.

Was ist denn nun das richtige? Wenn man zu langsam ist, schiebt man vielleicht seine eigene Bedürfnisse Jahrelang oder Jahrzehnte lang auf. Ist man zu schnell, fühlt sich der Partner gezwungen oder übergangen und man hat einiges an Kollateralschäden zu beheben.

Die Lösung die ich dir hierfür geben möchte ist nicht so etwas banales wie: „Sei weder zu schnell noch zu langsam.“

Stattdessen glaube ich, dass dieses Konzept des richtigen Zeitpunkt eigentlich an sich unsinnig ist. Statt den richtigen Zeitpunkt für die Öffnung deiner Beziehung zu wählen und ständig zu balancieren zwischen zu viel und zu wenig Druck, solltest du dich auf etwas ganz anderes konzentrieren.

Konzentriere dich statt auf das „wann“ viel mehr auf das „wie“.

Denn man kann die Ängste des Partners – aber auch die eigenen Ängste! – Schrittweise angehen und ernst nehmen. Wenn man darüber hinaus versucht eine Kommunikationskultur zu entwickeln, die respektvoll und achtsam ist, kann man viele Probleme verhindern, bevor sie überhaupt entstehen.

2. Probleme

Probleme gar nicht erst entstehen lassen

Viele Probleme lassen sich lösen, indem man sie einfach sofort angeht, statt sie aus Angst auf die lange Bank zu schieben. Und noch viel öfter lassen sich Probleme sogar komplett vermeiden, in dem man sie gar nicht erst entstehen lässt.

Denn enorm viele Probleme sind eigentlich „nur“ völlig eskalierte Kommunikations-Missverständnisse. Diese werden dann oft zusätzlich mit Stolz und dem Glaube man sei im Recht verschlimmert. Ich kenne sogar viele Paare, die sich dieses Mechanismus sogar völlig bewusst sind und es trotzdem nicht verhindern können. Weil zu viele Narben und Verletzungen sie daran hindern „einfach“ einen neuen Weg zu gehen.

Aber viele schädlichen Muster und Narben die daraus entstehen können verhindert werden. Wenn man sich zum Beispiel um eine radikal ehrliche und offene Kommunikation bemüht, die auch die eigenen Emotionen zu lässt.

Das bedeutet in der Praxis vor allem zwei Dinge:

  1. Wenn mein Partner von einer offenen Beziehung nicht begeistert ist, versuche ich heraus zu finden warum. Ich versuche ganz genau zu verstehen, was ihm Angst macht. Ob er vielleicht einfach kein Interesse hat. Oder ob es sonstige Punkte gibt. Ich urteile und werte nicht, sondern will erst mal nur verstehen, wo mein Partner überhaupt steckt. Erst wenn ich komplett erfasst habe was er denkt, fange ich an meine eigenen Sichtweisen zu erklären.
  2. Ich zögere nicht Dinge auszuprobieren. Statt ewig über Dinge nachzudenken fangt einfach an Sachen auszuprobieren. Spätestens sobald klar ist, was einen davon abgehalten hat.

Was genau bedeuten diese beiden Dinge im Detail? Kommt es dir vielleicht sogar so vor, als ob sie sich widersprechen würden? Ich erkläre dir, was damit genau gemeint ist.

Aufschieben erzeugt auch Verletzungen

Viele der Paare die ich kenne, die eine offene Beziehung führen, haben sich eigentlich einfach Hals über Kopf in die Sache rein gestürzt. Das heißt keineswegs, dass sie dabei nicht ihr eigenes Tempo hatten. Aber sie haben eben sofort angefangen Dinge auszuprobieren und zu ändern. Aber wenn man weniger impulsiv ist, möchte man vielleicht besser vorbereitet sein? Man denkt, wenn man nur etwas besser Bescheid weiß, ist endlich der perfekte Zeitpunkt gekommen. Und genau das ist eine der Fallen in die man leicht treten kann.

Man schiebt das ausprobieren einfach immer weiter auf. Und man erfindet alle möglichen Vorwände, warum das sinnvoll ist. Das hat mehrere negative Effekte. Während ein völlig unvorbereitetes hinein stolpern in eine offene Beziehung sicherlich zum auslösen von Ängsten und Verletzungen führen kann, führt ein ewiges warten zu einer kompletten Patt Situation.

Der eher ängstliche Partner hat unglaublich viel Zeit sich die schlimmsten Dinge vorzustellen und auszumalen. Der eher zugeneigte Partner hat viel Zeit sich seine gewünschte Beziehungsform in den schillerndsten Farben zu zeichnen. Die gelebte Realität sieht aber oft völlig anders aus, als die Realität im Kopf. Was man sich ganz schrecklich vorgestellt hat, ist eigentlich gar nicht so wild. Dinge an die man vorher gar nicht gedacht hatte, werden auf einmal relevant.

Und jetzt stell dir mal vor, man hat stattdessen vielleicht sogar Jahre damit verschwendet, sich über die falschen Dinge Sorgen zu machen? Stattdessen hätte man es ausprobieren können und sehen was passiert. Ohne Verpflichtung zu Wiederholung oder irgend einer Ableitung von Konsequenz daraus. Einfach nur schauen was passiert und dann ehrlich Bilanz ziehen.

Dieses ewige Ausharren führt manchmal sogar dazu, dass eine Situation entsteht in der sich das Paar selbst aus diesem Zirkel fast gar nicht mehr befreien kann. Zu lange besteht schon das Spiel der ewigen Abwehr und des ewigen Voranstürmens. Jeder hat das Gefühl, wenn er nachgibt, hätte er die ganzen letzten Diskussionen alle auf einmal verloren.

Dieses etablierte Muster kann dann zu viel mehr Verletzungen und nicht respektvollem Verhalten führen, als es das getan hätte, wenn man komplett ohne Vorbereitungen los gelegt hätte.

Daher ist es eben sinnvoller, die gegenseitigen Ängste systematisch anzugehen und dann, wenn man sich einigermaßen komfortabel fühlt, loszulegen. Wenn man die schlimmsten Ängste des Partners kennt und auch die eigenen Ängste bewusst hat, kann man Möglichkeiten finden Tests zu starten. Mit diesen kann man die Ängste erst mal umgehen. Oder sogar direkt konfrontieren, je nach dem wie mutig und sicher man sich fühlt.

Als ob das ewige Aufschieben an sich nicht schon knifflig genug wäre, gibt es leider auch noch zahlreiche Facetten und Unterformen wie sich dieses Aufschieben gestaltet.

Typische Aufschiebe-Varianten

Langes zögern ist die erste und einfachste Variante des Erfahrungen Aufschieben. Man zögert einfach und wartet auf den perfekten Moment etwas anzusprechen. Am besten so lange, bis man es einfach nicht mehr aushält und seine Wünsche dann meist eher ungestüm und wenig einfühlsam hervor bringt. Wenn der Partner auf diese Form dann gereizt reagiert, ist er selbst schuld daran, dass er sich auf dieses neue Konzept nicht einlassen möchte. Und nicht etwa die eigene Form, die eigentlich durchaus vermeidbar gewesen wäre.

Eine weitere Methode Erfahrungen beliebig lange auf zu schieben ist einen nahezu unmöglichen Regelkatalog erfinden. Es ist dabei egal ob dieser Katalog aus vielen kleinen oder nur einer einzigen sehr effizienten Regel besteht. Wenn ich weiß, das mein Partner nicht gut ist in One-Nights Stands arrangieren, verbiete ich ihm einfach Telefonnummern von Kontakten zu sammeln. So kann ich tun als ob ich tolerant bin, gleichzeitig bleibt ihm garantiert keine Möglichkeit etwas zu versuchen.

Oder wenn ich weiß, dass es für ihn schwierig ist sich in fremden Umgebungen zu entspannen, kann ich ihm verbieten potenzielle Partner an Orte mitzunehmen, mit denen wir gemeinsame Erinnerungen verbinden. Oder ihn mit nach Hause zu nehmen. So kann ich dafür sorgen dass seine Möglichkeiten verschwindend gering sind.

Besonders fies sind solche Regeln, wenn sie für mich nicht wirklich ein Hindernis darstellen, für meinen Partner aber schon. So kann ich guten Gewissens behaupten es liege an ihm und nicht an den Regeln, wenn er seine Möglichkeiten nicht wahr nimmt.

Ebenfalls ein gute Methode ist ein Veto-Recht einzuführen und es immer genau dann einzusetzen, wenn doch mal irgendwas funktionieren könnte. So kann ich selbst wenn der Zufall meinem Partner doch mal hold sein sollte verhindern, dass er seine Möglichkeiten auslebt. Damit verletzt man allerdings nicht nur den Partner, sondern auch die dritte Person teilweise erheblich. (Warum genau kannst du in meinem kostenlosem eBook nachlesen.)

Außerdem kann man auch einfach durch allgemeine Unflexibilität Dinge unbegrenzt aufschieben. Was kümmert es mich, wenn mein Partner gerade jemand wirklich tollen kennen gelernt hat, wenn wir uns eine Stunde später zum Garage ausräumen verabredet haben? Das man die Garage genauso gut morgen ausräumen könnte spielt keine Rolle, es geht ums Prinzip!

Und falls das alles nicht hilft, kann ich auch noch Regeln etablieren, die mich und meinem Partner so eindeutig über jeden anderen möglichen Partner stellen (Couple Privileg), dass höchstwahrscheinlich kaum jemand Lust haben wird das mitzumachen.

Es ist mir an dieser Stelle wichtig nochmal folgendes zu betonen:

All diese Methoden sind nur ganz selten böswillig oder absichtlich verwendet. Sie sind vielmehr ein Zeichen meines Partners, dass er einer offenen Beziehung nur pro Forma zugestimmt hat. Und auch dafür, dass ich das aus irgend einem Grund bisher nicht sehen wollte oder konnte. Aber mein Partner hat die Möglichkeit dieses Konzepts gedanklich noch nicht wirklich aufgenommen. Er hat Angst mich als Partner zu verlieren, oder vor der Heftigkeit seiner eigenen Gefühle. Und er handelt aus Verzweiflung. Vielleicht, weil er seine eigene Angst nicht sehr klar hat, oder sie nicht äußern kann. Oder sogar einfach nur glaubt das nicht tun zu können.

Daher sollte man dieser „Verzögerungstaktik“ nicht begegnen indem man langsam immer mehr die Geduld verliert, sondern direkt an die eigentliche Wurzel geht. Der Angst des Partners – aber auch der eigenen – zu begegnen und gemeinsam Lösungswege zu finden.

3. Lösungsmöglichkeiten

Eigene Ängste kommunizieren, statt rosarote Brille

Einen groben allgemeinen Leitfaden habe ich ja schon in einem vorherigem Artikel beschrieben. Ich möchte aus diesem noch mal insbesondere den Teil des Tabubruchs hervorheben.

Denn der Tabubruch ist immer der erste Teil eines Öffnungs-Prozess. Solange das Tabu: „Die Monogamie ist die einzige (ernsthafte) langfristig funktionierende Beziehungsform.“ besteht kann keine Öffnung stattfinden. Ein solcher Tabubruch kann schnell passieren in dem man zum Beispiel den Tipps in diesem Artikel hier folgt.

Wenn man dann noch erwähnt hat, das man selbst eine Öffnung in Betracht zieht, kommen wir zu dem Punkt, an dem viele ihre ersten Fehler machen.

Denn oft werden um dem Partner Lust auf mehr zu machen im wesentlichen die positiven Eigenschaften einer offenen Beziehung hervorgehoben. Während das gerade in den aller ersten Gesprächen sicher sinnvoll ist, verkommt diese Grundidee leider manchmal eher zu einer allgemeinen Strategie.

Damit kommt man in die Situation, dass es ein ganz klare Rollenaufteilung von Für und Wieder gibt, in der der eine Partner alles rosa rot malt und der andere alles schwarz sieht. Viel sinnvoller ist es das Gespräch zum Beispiel auch mit folgendem zu suchen:

„Ich finde die Idee einer offenen Beziehung wahnsinnig attraktiv, aber ich mache mir Sorgen dass du XYZ tust. Ich habe Angst vor XY.“

Mit einer solchen Herangehensweise erreicht ihr gleich mehrere Dinge auf einmal.

  • Ihr versichert eurem Partner dass ihr nicht vor habt blauäugig an die Sache ran zu gehen.
  • Die Angreifer-Verteidiger Mechanik wird umgedreht, da (im besten Fall) auf einmal euer Partner euch erklärt, warum eure Ängste nicht zutreffend sind.
  • Ihr zeigt euch menschlich und verletzlich und zeigt so, dass ihr nicht einfach nur egoistisch Forderungen stellen wollt.
  • Ihr setzt euch tatsächlich mit euren eigenen Ängsten auseinander.
  • Ganz wichtig: Ihr vermeidet zukünftige Situationen, in denen ihr euch vielleicht schwach fühlt und euer Partner dann wenig Rücksicht auf euch nimmt. Denn er weiß ja, dass ihr nicht alles rosa-rot seht und auch eure Ängste und Sorgen habt. Ja auch dann wenn ihr die Idee ursprünglich vorgeschlagen hattet.

Alles in allem fängt man so einen ehrlicheren und menschlicheren Austausch mit seinem Partner über dieses Thema an. Gerade wenn man diese Methode kombiniert mit der Methode die Ängste und Sorgen des eigenen Partners ganz genau zu erfragen und zu erfassen, kommt man oft zu Gesprächen und Möglichkeiten, die schon viel früher – ganz ohne offene Beziehung – eigentlich ganz nützlich gewesen wären.

Den anderen den ersten Schritt gehen lassen

Bei dieser Methode ist es wichtig, dass der Partner nicht das Gefühl hat, sobald er das tut sei quasi der „Damm gebrochen“. Er hat dann oft die (manchmal nicht ganz unberechtigte) Angst, die Beziehung sei ab jetzt als „offen“ definiert und es gäbe keinen Verhandlungsspielraum mehr.

Viel mehr dient dieser Schritt dazu gemeinsam zu evaluieren welche Vorteile man den von diesem Konzept hätte. Oft ist man, nachdem man selbst die Vorteile einer offenen Beziehung erlebt hat, eher bereit sich mit den eigenen Baustellen diesbezüglich auseinander zu setzen. Denn jetzt weiß man ja auch, was man von der Sache hat. Außerdem ist es auch wieder eine Methode, in der ich über mich selbst vielleicht einiges lernen kann. Vielleicht bin ich ja doch eifersüchtiger als ich dachte. In diesem Fall kann man diese Punkte besser gemeinsam angehen und der Partner bekommt die Rückversicherung, dass es wirklich ein gemeinsamer Weg sein soll, kein „mitschleifen“.

Man muss bei dieser Methode allerdings aufpassen, dass der Partner nicht ewig abwartet. Weil er befürchtet, dass seine Handlung dann nach und nach zu den nächsten Schritten führen.

Versuche hier wenn irgendwie möglich eine motivierende aber Druck-freie Atmosphäre zu erzeugen. Stelle nicht Forderungen, sondern erlaube. Drängle nicht, sondern frage bei potenziellen Möglichkeiten die du siehst genauer nach. Versichere dass ein „ausprobieren“ absolut innerhalb des möglichen Rahmen liegt und räume wenn nötig Ängste diesbezüglich aus. Vielleicht lernst du so sogar nach und nach welche Bedürfnisse dein Partner hat und welche Menschen ihn überhaupt interessieren. Dadurch kannst du besser auf ihn eingehen.

Falls dein Partner sich mit flirten schwer tut, besucht vielleicht gemeinsam einen Paare-Club. Wenn dein Partner viel Angst hat, kann das Versprechen helfen erst mal nur zu schauen. Schiebt aber auch das nicht zu lange auf, sondern nehmt einfach das nächst beste freie Wochenende. Stürzt euch in die neuen Erfahrungen hinein. Gemeinsam!

Verletzungen passieren

Der letzte Tipp den ich dir in diesem Artikel geben möchte, ist eher eine allgemeine Einstellung als ein konkreter Tipp. Wenn du mit deinem Partner neue Wege gehst, werden Verletzungen passieren. Selbst wenn ihr maximal rücksichtsvoll und liebevoll zueinander seid, könnt ihr einfach nicht alles wissen, was euren Partner vielleicht unsicher macht oder verletzt.

Daher solltet ihr einfach akzeptieren, dass Verletzungen passieren können und werden. Denn das braucht gar kein Drama zu sein. Man kann über vieles reden und sehr viele Dinge können verheilen. Versuche nicht alles perfekt zu machen, sondern gib einfach dein bestes. Dein Partner wird sicherlich das gleiche tun. Und mehr kann man auch nicht verlangen. Es ist nicht schlimm, wenn du mal in ein Fettnäpfchen trittst, oder etwas schlecht kommuniziert hast oder sogar wirklich Mist gebaut hat.

Wichtig ist nur, dass du dich entschuldigst und versuchst den gleichen Fehler nicht zweimal zu machen. Denn genauso wie ihr individuell an euren Erfahrungen und Herausforderungen wachst, tut das auch eure Beziehung. Jedes Problem und jede Verletzung die ihr gemeinsam geklärt oder gelöst habt, ist ein neuer Stein im Fundament.

Mit dieser Grundeinstellung kann man sich viel von der Angst befreien etwas falsch zu machen. Verletzungen müssen nicht schlimm sein. Viele Verletzungen und wenig Wundpflege und Liebe, das ist schlimm. Aber wenn mal etwas schief geht: Wieder auf stehen und abklopfen! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Schlusswort

Ich hoffe ich konnte dir in diesem Artikel ein wenig näher bringen, wie du mit den Ängsten deines Partners umgehen kannst. Und ich hoffe ich konnte dir zeigen, wie du abseits der Extreme ewiger Verzögerung und rücksichtslosem voran stürmen einen anderen Weg finden kannst. Einen, der mit deinem Partner zusammen liebevoll und vorwärts gewandt alle Bedürfnisse und Ängste mit einbezieht.

Falls du Ergänzungen, Kommentare oder Kritik hast, würde ich mich sehr freuen wenn du es mir in die Kommentare schreibst!

Viele Grüße,

Leo

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